Gute Partnerschaften zeigen sich in der Krise – Einblicke in die Podiumsdiskussion
Fünf VertreterInnen der Bioläden und der Lieferanten gaben vom Podium ihre Impulse ins Publikum: BioladnerInnen, Verbandsvertreter und weitere Detailhandelskunden.
Brigit Brunner der Biofarm erzählte über die absolute Ausnahmesituation, dass vor allem Schweizer Produkte sehr gefragt waren. Was für eine Wonne, endlich jene Sachen an den Mann / an die Frau zu bringen, die Biofarm für wichtig und richtig hält, wovon sich aber Kunden sonst nicht einfach überzeugen lassen. Beispiel Leinsamen: Grosse Mengen, ja: «Berge» von Leinsamen lagen für die Kunden bereit und die Befürchtung war gross, dass die riesige Ernte nicht verkauft werden könnte. Weit gefehlt: Die Leinsamen wurden verkauft wie warme Weggli. Natürlich war das alles auch harte Arbeit. Viele, viele Überstunden wurden von den Mitarbeitenden, Verarbeitern und den Produzenten geleistet.
Für Carsten Hejndorf des Bachsermärt war es ein einschneidendes Erlebnis, als die Bioläden für systemrelevant erklärt wurden. «Diese Verantwortung brachte Stolz und viel Power für das Team. Es wurde uns klar: Wir müssen das durchstehen, nicht nur für uns, sondern auch für die Anderen». Die ersten zwei Monate der Krise seien super gewesen – die Ausfälle verschiedener Mitarbeitenden konnten mit Mitarbeitenden befreundeter Gastrobetriebe kompensiert werden. Über diese gute Lösung waren sie sehr froh – das ist Teamwork! «Wir hatten sehr viel zu tun, aber alle waren mit viel Energie dabei.». Schwierig war eher, dass sich die Situation so lange weitergezogen hat. Man kann nicht zu lange im Krisenmodus bleiben – «Irgendwann war die Luft draussen und mussten wir zu einem neuen Alltag finden.».
Jonas Reinhard von der hosberg AG betonte das Gewicht, welches – bei aller Turbulenz – der Menschlichkeit, dem Verständnis und der guten Beziehungen beigemessen werden musste. «Es wurden so viele neue Regeln aufgestellt, aber die lassen sich nicht einfach über die Menschen darüberstülpen.» Und: Dass so viel mehr Bioprodukte verkauft wurden als die Leute zuhause kochten, statt auswärts zu konsumieren, lässt auf ein Riesenpotential in der Gastronomie schliessen. «Wie können wir Leute dazu bringen, auch bei der Ausserhausverpflegung mehr Bio zu verlangen?»
Den Mitgliedern der Genossenschaft vielgrün, am Podium vertreten von Daniel Hangartner, ist bewusst geworden, wie stark man als LadnerIn davon abhängig ist, dass die Prozesse bei den Lieferanten gut funktionierten. Einzelne Mitarbeitende der Lieferanten sind zu wertvollen Ankern bei dringenden Anliegen geworden. Und die Mitglieder haben in der Krise eine grosse Solidarität seitens Kunden gespürt – die klassischen Vorzüge der lokalen Läden, wie Persönlichkeit, Nähe und Überschaubarkeit, wurden sehr wertgeschätzt.
Manuela Kägi von Bio Partner hob die Herausforderungen der Mitarbeiterführung hervor, welche in der Krise besonders ausgeprägt sind. Wie unterschiedlich die Mitarbeitenden mit der Corona-Situation umgingen, zeigte eindrücklich die Bandbreite der Hintergründe und Kulturen der Mitarbeitenden, der Bio Partner als Arbeitgeber gerecht werden muss. Auch beleuchtete sie die teilweise emotionale Lösungssuche zwischen Bereichsverantwortlichen, als klar wurde, dass wir in der Krise unser übliches Serviceniveau nicht halten konnten.
Moderatorin Fausta Borsani lenkte nach der Einführungsrunde regelmässig das Wort ins Publikum: Spiegelten die Erfahrungen der Podiumsteilnehmer jene der anderen Anwesenden? Es ergab sich eine bereichernde Diskussion. Einige Wortmeldungen: «Da gab es keine Zeit mehr für Diskussionen, es wurde entschieden und Basta.» «Die Werte Nähe, Persönlichkeit, Geborgenheit, Vertrauen, welche die Kunden in der Krise so schätzten, sind bezeichnend für den Biofachhandel. Diese müssten wir viel mehr nach aussen tragen.» «Das Team war in der Krise absolut entscheidend.» «Uns ist eine grosse Dankbarkeit seitens Kunden begegnet.» «Im Umgang mit Kunden war viel Psychologie gefragt.» «Wir mussten einige recht unpopuläre Entscheidungen umsetzen und unsere Mitarbeitende haben morgens um fünf mit der Arbeit angefangen. Aber alle wussten was zu machen war und es hat funktioniert. Oder mit den Worten von Herrn Koch: «Wir können Corona.».»
Wenn wir uns aus dem grossen Themenfeld der Podiumsdiskussion einen roten Faden auswählen wollen, so ist dies der Wert guter Partnerschaften und Strukturen. Die Beziehungen und Prozesse, welche wir uns im «Normalbetrieb» erarbeiten, bilden die Basis für unseren Umgang in Krisensituationen.
Bio Partner bedankt sich herzlich bei den Podiumsteilnehmern für die Bereitschaft, ihre Erfahrungen zu teilen und bei den Teilnehmern für das rege Interesse und die aktive Mitgestaltung des Anlasses. Es war schön, diese persönlichen Begegnungen zu ermöglichen.