Begutachtung der Sojabohnen auf dem Feld (Taifun-Tofu GmbH)

Begutachtung der Sojabohnen auf dem Feld (Taifun-Tofu GmbH)

Tofu mit Soja aus der Nachbarschaft

Seit 1987 stellt das Freiburger Familienunternehmen Taifun Tofuprodukte in Bio-Qualität her. Was mit Handarbeit und vier Kilo Tofu pro Woche seinen Anfang nahm, ist heute der führende Hersteller von Bio-Tofu in Europa. Bereits damals erkannten die beiden Taifun-Gründer das Potential von Tofu als Lebensmittel und Proteinlieferant der Zukunft. Heute setzt das Unternehmen nebst qualitativ hochwertigen Bio-Rohstoffen und eigener Sortenzüchtung und -entwicklung allem voran auf direkte und faire Partnerschaften mit Soja-Vertragslieferant:innen aus der Nachbarschaft.

01.11.2024 Elena Stäheli

Taifun-Sojabohnen: Von Amerika nach Europa

Da der Anbau der Sojabohnen in der Anfangszeit von Taifun in Europa noch kaum verbreitet war, bezog Taifun seine Bio-Sojabohnen zunächst aus Amerika. Doch durch die Zunahme der Gentechnik in der amerikanischen Landwirtschaft entschied sich Taifun dazu, neue Wege für den Anbau der Sojabohnen zu gehen und begann 1997 seinen Vertragsanbau in Deutschland. Heute bezieht Taifun die Sojabohnen aus drei Ländern im Herzen Europas: Deutschland, Österreich und Frankreich. Diese Umstellung war zunächst harzig und auf Überzeugungsarbeit seitens Taifuns angewiesen, denn die Bio-Bäuerinnen und -bauern standen der ursprünglich aus Asien stammenden Bohne skeptisch gegenüber. Doch die Motivationsarbeit von Taifun zahlte sich aus und nach einigen Jahren des Ausprobierens mit einer Handvoll Landwirt:innen war man überzeugt: Die Sojabohne wächst auch in europäischen Breitengraden hervorragend.

Direkter Austausch mit Landwirt:innen

Im Laufe der Jahre ist Taifun und damit auch die Anzahl der Landwirt:innen, die die Sojabohnen für die Basis der Taifun-Tofus produzieren, kontinuierlich gewachsen. Heute bezieht Taifun seine Sojabohnen von rund 150 Vertragslandwirt:innen aus Deutschland, Österreich und Frankreich. Dank des regionalen Bezugs der Sojabohnen werden lange Transportwege vermieden und die Qualität der Bohnen kann besser im Blick gehalten werden. Für Taifun ist eine enge Beziehung zu den Partner:innen sowie die Möglichkeit zum direkten Austausch unabdingbar. So stehen den Landwirt:innen bei Fragen rund um den Anbau oder die Ernte jederzeit zwei landwirtschaftliche Berater:innen zur Verfügung. Zudem lädt Taifun jährlich zu einer eintägigen Sojarunde, bei der sich der Tofuhersteller mit den Landwirt:innen austauschen kann. Auch die Landwirt:innen haben dadurch die Möglichkeit, sich untereinander über Erfahrungen rund um den Sojaanbau auszutauschen.

Die Ernte feierlich übergeben

Die reifen Sojabohnen werden in allen drei Ländern zwischen Anfang September und Ende Oktober geerntet. Anschliessend finden sie ihren Weg über die Erfassungs- und Lagerstellen in die Taifun-Produktionsstätte in Freiburg im Süden Deutschlands. Um die Zusammenarbeit zu würdigen sowie den Kontakt mit den rund 150 Landwirt:innen zu pflegen, findet in Freiburg jeden Herbst im Anschluss an die Sojarunde eine zeremonielle Ernteübergabe statt. Dabei kommen ein Grossteil der Landwirt:innen sowie die Mitarbeitenden von Taifun zusammen, um die Ernte zu feiern und die gegenseitige Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen. «Eine besondere Stimmung», wie Elias Hauguth, bei Taifun für Markenkommunikation und Pressearbeit zuständig, findet.

Verarbeitung der europäischen Sojabohnen (Taifun-Tofu GmbH)

Die Taifun-Sojakultur

Nebst direkten Austauschmöglichkeiten mit Landwirt:innen ist auch die Sortenentwicklung ein zentraler Bestandteil der Sojakultur bei Taifun. Im hauseigenen «Zentrum für Sojaanbau» setzt sich das Unternehmen dafür ein, Tofu-Sojasorten für verschiedene Regionen Europas zu züchten, zu entwickeln und auf ihre Eignung zu testen. Dafür kooperiert sie mit der Universität Hohenheim in Stuttgart. 2019 war es erstmals soweit und die erste eigene Sojasorte von Taifun, «Tofina», wurde für den Anbau zugelassen. 2021 folgte die zweite Züchtung «Tori». Als dritte eigene und aktuell neueste Sorte folgte die Sorte «Todeka». Sie wurde speziell dafür entwickelt, den Sojaanbau auf kühlere Teile Deutschlands, Österreichs und Frankreichs auszuweiten. Denn Sojabohnen wachsen in Europa bisher vor allem in Regionen mit mildem Klima und langen Sommern.

Tofu auf der Überholspur

Die Gründer von Taifun, Klaus Kempff und Wolfgang Heck, haben die vielseitige Anwendbarkeit und das Potential von Tofu bereits 1987 erkannt. Heck ist bis heute überzeugt davon und sagt: «Tofu ist eine weisse Leinwand für Geschmackskünstler:innen!» Elias Hauguth ergänzt: «Tofu ist für uns keine blosse Alternative, sondern ein eigenständiges und vielseitig anwendbares Lebensmittel. Es ermöglicht uns Menschen, hochwertiges Eiweiss direkt und ohne Umweg aufzunehmen.» Diesen Vorteil von Tofu und das damit verbundene Potential als Lebensmittel der Zukunft wird von immer mehr Menschen wahrgenommen – und lässt die Tofu-Produktion in Freiburg auf Hochtouren laufen.