
David Herrmann Bio Suisse Bildtitel Biomedialibrary
Die «Gemma» aus dem Land, wo die Zitronen blühen
Alle Jahre wieder: Nach langen, nassgrauen Wochen kann es nicht schnell genug gehen. Unsere Sehnsucht nach Licht und Sonne verbindet sich mit Aufbruchstimmung Richtung Süden. Wie wär’s an Stelle von Gotthardstau mit etwas kulinarischer Dolce Vita? In Italien arbeiten 680 Biobetriebe nach den Richtlinien der Knospe – oder in Italienisch «Gemma».
Bewusst auf Nachhaltigkeit setzen, lange Transportwege möglichst vermeiden und sich so gut es geht ganzjährig mit saisonalen Bioprodukten aus der Schweiz eindecken. Das ist das eine. Das andere: Für viele von uns, die wir täglich unseren Espresso trinken, gerne saftige Zitrusfrüchte geniessen, ein aromatisches Olivenöl über die Pasta träufeln und dazu ein Glas italienischen Roten schätzen, wäre das Leben ohne solche «Aufsteller» ziemlich grau. Zwar eröffnen sich der Landwirtschaft in unseren Breitengraden mit zunehmend wärmer werdendem Klima ganz neue Möglichkeiten. Seit einigen Jahren bereits gelingt hiesigen Biobäuerinnen und Biobauern mit Pioniergeist der Anbau südlicher Ackerfrüchte, wie Kichererbsen, Hartweizen oder Chiasamen. Sie ernten Feigen, Khaki, Melonen und einiges mehr an Freilandobst aber auch «mediterranes» Gemüse. Doch das Dilemma bleibt, was es ist: Viel Nachgefragtes gedeiht hierzulande nicht oder zumindest nicht in genügenden Mengen. Netto 50 Prozent der in der Schweiz konsumierten Lebensmittel werden importiert.
Schweizer Standard für Import-Lebensmittel
Bio Suisse, der Dachverband Schweizer Biolandbau-Organisationen und Verarbeitungsbetriebe, ist für den hohen Qualitätsstandard seiner Marke Knospe bekannt. Dass dieser nicht nur für inländische Bioprodukte gilt, sondern ebenso für alle Import-Lebensmittel des Knospe-Kanals, ist vielen unbekannt. Fakt ist: Für den Anbau wie auch für den Handel und die Verarbeitungsschritte im Ausland verlangt Bio Suisse eine Zertifizierung, die dem strengen Schweizer Standard entspricht. Über 2500 Produzierende in über 70 Ländern arbeiten aktuell nach den Verbandsrichtlinien von Bio Suisse. Damit ist das Gütesiegel nicht nur ein Garant für Knospe-Importprodukte. Der Verband bewirkt weit über die Landesgrenzen hinaus einen positiven Einfluss auf den internationalen Biolandbau.
«Seitensprünge» ruhigen Gewissens
Mit Italien verbindet die Schweiz eine ausgeprägte kulinarische Liebe. Im gesamteuropäischen Raum verfügt der Stiefelstaat über eine ausgezeichnete Bio-Erfolgsbilanz puncto Anbau und Verarbeitung. Die Qualität und die Vielfalt italienischer Lebensmittel sind ebenso bekannt wie geschätzt. Teigwaren, Wein, Balsamico, Käse, Oliven- und Kräuteröle oder Wurstwaren etwa gehören zu den beliebtesten kulinarischen «Seitensprüngen» von Herrn und Frau Schweizer. Rund 680 von den über 84'000 Biobetrieben arbeiten heute in Italien nach den Richtlinien der «Gemma» (ital. Knospe) und befolgen damit deutlich strengere Bio-Auflagen, als es diejenigen der Europäischen Union verlangen. Unserer Sehnsucht nach dem Süden und etwas Italianità bieten sie eine sichere Qualitätsvielfalt und alles in allem eine relative Transportnähe.